
Österreich und der Umgang mit Naturrisiken
Auch wenn Österreich im heurigen Jahr bis jetzt von schlimmen Naturkatastrophen verschont geblieben ist, belaufen sich die versicherten Schäden durch Naturkatastrophen im langjährigen Schnitt auf über eine Milliarde Euro pro Jahr. Der Klimawandel erfordert Anpassungen.
Das Ausmaß der Extremwetterschäden hat im Vorjahr weltweit mit 320 Milliarden Dollar ein neues Niveau erreicht und sich im Vergleich zum 30-jährigen Durchschnitt fast verdoppelt. Auch in Österreich ist der Trend klar erkennbar: Naturkatastrophen verursachen hierzulande im Durchschnitt jedes Jahr versicherte Schäden von über einer Milliarde Euro. Einzelne große Ereignisse, wie das Jahrhundert-Hochwasser im Herbst 2024, sind hier noch nicht berücksichtigt. In Kombination mit zunehmender Verbauung und einer höheren Siedlungsdichte in Österreich ist mit einer weiteren Zunahme von Schadensereignissen zu rechnen. Während diese Entwicklung rasch fortschreitet, bereitet sich Österreich eher schleppend vor.
Maßnahmenbündel erforderlich
Ein wirksamer Schutz vor Naturgefahren erfordert mehr als nur ein gestärktes Bewusstsein in der Bevölkerung. Notwendig ist ein Bündel an gut koordinierten Maßnahmen, das auf mehreren Ebenen ansetzt. Neben einer österreichweit tragfähigen Absicherung muss insbesondere die Prävention als zentraler Bestandteil verankert werden. Eine gute Unterstützung bietet hier die interaktive Gefahrenlandkarte HORA (www.hora.gv.at), die für jeden Punkt in Österreich die Naturgefahren darstellt. Die digitale Anwendung ist ein international anerkanntes Vorzeigeprojekt und mehrfach prämiert. So wurde HORA im Vorjahr mit dem eAward 2024 und HORA 3D mit dem Staatspreis für Klimawandelanpassung ausgezeichnet. Im Juni 2025 wurde HORA mit dem Österreichischen Verwaltungspreis 2025 in der Kategorie Ökologische Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Klimaschutz gewürdigt.
Nur 38 Prozent der Bevölkerung fühlen sich selbst für Prävention zuständig
Gerade im Bereich der Eigenvorsorge zeigt sich ein beträchtliches ungenutztes Potenzial: Laut einer aktuellen KFV-Umfrage fühlen sich 61 Prozent der Bevölkerung auf Naturkatastrophen nicht oder nur unzureichend vorbereitet. Diese Zahl verdeutlicht, dass das Bewusstsein für die eigene Verantwortung im Katastrophenfall zwar wächst, jedoch noch nicht ausreichend in konkrete Vorsorgemaßnahmen umgesetzt wird. Maßnahmen zur Risikominimierung sollten nach Ansicht der Mehrheit der Befragten eher von der jeweiligen Wohnsitzgemeinde (68 Prozent) ergriffen werden, gefolgt vom Bund (50 Prozent), dem zuständigen Bezirk (48 Prozent) und dem Katastrophenschutz (42 Prozent). Abgeschlagen hingegen die Eigenverantwortung: Nur 38 Prozent der befragten Bürgerinnen und Bürger sehen die Zuständigkeit für Katastrophenprävention auch bei sich selbst (Mehrfachantworten waren möglich).
Prävention zur Schadenminimierung
Als alpines Binnenland ist Österreich vom Klimawandel besonders betroffen. Das liegt auch an der Topografie: Die hohen Gebirgsmassen speichern mehr Wärme. Das führt zu mehr Niederschlag, denn mit jedem Grad Erwärmung kann Luft um 6 bis 7 Prozent mehr Wasser aufnehmen. In einem wärmeren Klima steigt somit die Gefahr von Starkregen und großen Niederschlagsmengen. Neben einer adäquaten Versicherungslösung – der VVO hat dazu der Politik schon vor längerer Zeit Vorschläge unterbreitet – geht es auch darum, die Versicherbarkeit zu stärken und mit Präventionsmaßnahmen Resilienz aufzubauen.
Fachbeitrag aus perspektiven 03/2025