
„Die künstlerische Herausforderung ist größer“
Interview mit Rainer Hackstock, Regisseur des Filmes „125 Jahre Zukunft gestalten“
Herr Hackstock, nach Aktenzeichen XY, SOKO Kitzbühel und Schnell ermittelt – wie langweilig ist es, einen Film über den Versicherungsverband zu drehen?
Hackstock: Jedes Filmprojekt hat einen eigenen Anspruch, daher werte ich keine Projekte. In der Filmbranche werden manche Genres derzeit besonders gehypt. Zum Beispiel hat alles mit einer Spielhandlung, also TV-Serien oder Spielfilme, einen höheren Stellenwert als z.B. Reportagen, Dokus etc… Aber gerade bei Zweiterem ist es zum Beispiel im Schnitt viel anspruchsvoller eine wirkungsvolle Geschichte zu erzählen, weil man viel mehr Möglichkeiten hat, wie man mit dem Material umgeht. Wenn man z.B. einen Krimi schneidet, dann gibt es eine relativ klare lineare Vorgabe, wie man die Geschichte erzählt. Bei einer Doku, einem Imagefilm, oder auch einem Musikvideo hat man tausend Möglichkeiten und das macht die Sache wesentlich komplexer. Was ich damit sagen will, der Anspruch an so einen Film „125 Jahre VVO“ scheint kleiner zu sein, die künstlerische Herausforderung ist aber eigentlich größer.
Als erfahrener Regisseur und Drehbuchautor haben Sie sicher schon viel erlebt. Was waren die Highlights bei den Dreharbeiten für den VVO? Gab es Hoppalas?
Hackstock: Hoppalas gab es glücklicherweise keine, es ist alles gut und rund gelaufen. Die drei Interviews haben wir recht schnell drehen können. Meistens haben wenige Takes gereicht, weil die Gesprächspartner sehr gut vorbereitet waren. Für den Rest haben wir Archivmaterial verwendet. In diesem Zusammenhang erinnere mich gerne an einen Besuch im Archiv einer Versicherung. Das war für mich sehr beeindruckend. Einige Ausstellungsstücke habe ich fast als persönliche Gegenstände wahrgenommen, etwa eine der ersten digitalen Schreibmaschinen oder einen Pocket Organizer. Das hat mir vor Augen geführt, wie rasch die Zeit vergeht und wie Sachen, die wir früher als modern erachtet haben, heute in einem Museum stehen.
Ein weiteres Highlight für mich war, dass ich bei dem Film erstmals generative KI einsetzen konnte, denn wir wollten die Anfänge der Versicherungsidee vor 3000 Jahren in Bewegtbildern darstellen. Binnen kürzester Zeit musste ich mir neue Fähigkeiten aneignen. Es ist manchmal gut, gezwungen zu sein, neue Wege zu gehen. Das fördert die Kreativität und an Herausforderungen wächst man.
Was ist die beste Versicherung, damit ein Film ein Kassenschlager wird?
Hackstock: Dafür gibt es drei Zutaten: Erstens, ein gutes Drehbuch. Zweitens, ein gutes Drehbuch. Drittens, ein gutes Drehbuch. Ohne perfekte Story helfen die besten Schauspieler, Regisseure oder Cutter nichts. Man kann aus einem schlechten Drehbuch keinen guten Film machen. Das hat man vielerorts noch nicht so realisiert. In Amerika früher schon, da hatten die Drehbuchautoren, die auch später Produzenten wurden, das Sagen. Heute werden auch dort mehrheitlich Blockbuster produziert, die nach einem vorhersehbaren Muster gestrickt sind und nicht mehr so verlässlich ihr Geld einspielen. Um auf die Frage zurückzukommen: Es ist heutzutage viel schwieriger einen Kassenschlager zu landen, das hat auch mit einem (auch durch Handy & Streaming) völlig veränderten Medienkonsum zu tun. Aber die Basis einen Kassenschlager zu landen ist auf jeden Fall ein sehr gutes Drehbuch – eine Versicherung zum Erfolg ist das aber auch nicht, da muss dann noch vieles optimal zusammenspielen.
Film ansehen: „125 Jahre Zukunft gestalten“
Über Rainer Hackstock
Making of „125 Jahre Zukunft gestalten“



